Donnerstag, 26. März 2009

Blick in die Zukunft vom Spiegelfechter

http://www.spiegelfechter.com/wordpress/508/deutschland-im-jahre-2015


Schönes neues Netz - Deutschland im Jahre 2015

26. März 2009 von Spiegelfechter - Drucken

Robert hatte schlecht geschlafen. Seit er vor zwei Monaten seinen neuen Job bei der Bundesprüfstelle für elektronische Medien angetreten hatte, passierte ihm das häufiger. Immer wieder verfolgten ihn diese Träume, die ihm den Schlaf raubten. Roberts berufliche Aufgabe bestand darin, Inhalte des World Wide Web zu überprüfen. Seitdem sich im Jahre 2010 die Internetkriminalität epidemisch ausbreitete, hatte der Staat dem „alten Netz“, wie man es heute nennt, den Kampf angesagt. Um der Gefährdung begegnen zu können, ohne die Bürger selbst in akute Gefahr zu bringen, wurde 2013 auf Betreiben des Innen- und des Familienministeriums das „Gesetz für reine Netzmedien“ erlassen. Deutsche Zugangsprovider durften fortan normalen Kunden nur noch das neue Netz, das WWW2, anbieten. Um Internetseiten im WWW2 anbieten zu dürfen, muss der Seitenbetreiber eine freiwillige Zulassungsprüfung beantragen. Um die wirtschaftliche Basis des Standorts Deutschland nicht zu gefährden, wurde „Trusted Companies“ allerdings ermöglicht, diese Zulassungsprüfung zu umgehen. Als Gegenleistung mussten diese Unternehmen eine Kaution in Höhe von 100.000 Euro hinterlegen, die allerdings voll steuerabzugsfähig war. Robert hatte daher auch nur selten mit professionellen Anbietern zu tun, sein Tätigkeitsfeld waren vielmehr private Internetseiten und vor allem sogenannte Weblogs – eine Netzsubkultur, die sich im letzten Jahrzehnt gebildet hatte und deren Vertreter nur all zu oft mit den neuen Gesetzen in Konflikt kamen.

Das Netz ist ein Spiegelbild seiner Bewohner, und genauso wie in der realen Welt muss sich eine offene Gesellschaft auch im Netz vor Individuen schützen, die die inneren Werte der Gesellschaft systematisch zu untergraben versuchen. Um die Schwächsten unserer Gesellschaft, unsere Kinder, zu schützen, hatte die CDU-Regierung nach ihrem historischen Wahlsieg im Jahre 2009 deutsche Internetprovider erstmals gesetzlich dazu gezwungen, bestimmte Angebote des „alten Netzes“ zu sperren. Leider hatten diese ersten Zugangsregelungen nur wenig Erfolg. Im Gegenteil – nachdem die deutsche Sperrliste auf den ersten sogenannten „Datenschutz-Seiten“ auftauchte, breitete sich die Kinderpornographie im Netz mit rasanter Geschwindigkeit aus. Wer auf diese Liste verlinkte, oder auf Seiten verlinkte, die ihrerseits auf Seiten verlinkten, die die Liste verlinkten, machte sich strafbar. Die betroffenen Seiten – die meisten waren besagte Weblogs – wurden daraufhin selbst auf die Sperrliste gesetzt, was wiederum solche Seiten in das Visier der ermittelnden Behörden beförderte, die auf die Neuzugänge der Sperrliste verwiesen. Binnen eines Jahres wuchs so nicht nur die Sperrliste auf über 10.000 Einträge, die offizielle Kriminalstatistik über Kinderpornographie im Internet wuchs ebenfalls in einem epidemischen Maß.

Um dieser Gefahr für unsere Kinder adäquat zu begegnen, erarbeitete das BKA damals einen Maßnahmenkatalog. Zur Entlastung der Gerichte wurde straffälligen Bürgern in einem Schnellverfahren der Zugang zu elektronischen Medien auf Lebenszeit untersagt. Provider mussten ihre Kundenlisten mit dem BKA abgleichen und jeder Neuantrag wurde penibel überprüft. Technische Hilfsmittel, die dazu imstande waren, die staatliche Sperrliste zu umgehen, und deren Nutzung wurden verboten – ebenso wie elektronische Schriften, die auf solche Angebote verwiesen. In Folge der neuen Gesetze wuchs die Internetkriminalität weiter in bisher unbekanntem Maß. Die Behörden konnten ihre Pflicht, die Bürger des Landes vor der Kriminalität aus dem Netz zu schützen, nicht mehr wahrnehmen und die Sperrliste war mittlerweile auf über 250.000 Einträge angewachsen, was nicht zuletzt eine Folge der Ausweitung auf andere Bereiche der Internetkriminalität geschuldet war. Da die deutsche Volkswirtschaft in der Weltwirtschaftskrise vor Produktpiraterie, Urheberrechtsverletzungen und illegalen Glücksspielen geschützt werden musste, wurden 2011 auch diesbezügliche Inhalte in die Sperrliste aufgenommen.

Der Kampf gegen die grassierende Internetkriminalität war im Bundestagswahlkampf 2013 dann auch die primäre Forderung des Unions-Kanzlerkandidaten von Guttenberg. Politische Brisanz gewann dieses Thema auch deshalb, weil im Jahr zuvor zahlreiche Abgeordnete der Parteien „die Linke“ und „die Grünen“ wegen des rechtswidrigen Konsums verbotener Internetinhalte aus dem Bundestag ausgeschlossen wurden, woraufhin auch Partei-Verbotsverfahren angestrengt und durchgesetzt wurden. Kein Raum für Nazis, Kommunisten, Pädophile und Internetbanditen – so forderte damals die BILD, deren ehemaliger Chefredakteur Kai Diekmann in der Regierung Guttenberg als Medienkoordinator maßgeblich am neuen, sauberen Netz, dem WWW2, mitarbeitete.

Durch das „Gesetz für reine Netzmedien“ konnte die Internetkriminalität in Deutschland endlich besiegt werden. Zugang – unter strenger Überwachung - zum „alten Netz“ hatten fortan nur noch ausgesuchte Personen, die nachweisen konnten, dass sie das Netz für Marktanalyse oder Forschungszwecke benötigten. Dadurch konnten letztendlich die deutschen Bürger wirkungsvoll vor den renitenten Content-Providern geschützt werden, die unter ständig wechselnder Identität über russische und chinesische Hoster ihre Weblogs betrieben und unter dem fadenscheinigen Argument des „Datenschutzes“ Partei für Pädophile, Nazis, Kommunisten und Internetbanditen ergriffen. Einige dieser Blogger entzogen sich als selbsternannte Cyberdissidenten dem Zugriff deutscher Behörden. Da Internetkriminalität zu einem international verfolgter Straftatbestand gemacht wurde, konnten diese Cyberdissidenten nur aus solchen Ländern heraus operieren, die sich beharrlich weigerten, Internetstraftäter nach Deutschland auszuweisen – neben China und Russland gehörten vor allem die krypto-sozialistischen und weltweit geächteten Staaten Südamerikas dazu.

Tag für Tag musste Robert sich diese Erzeugnisse anschauen. Wenn er eine Seite für unbedenklich hielt, verfasste er einen Bericht, der an die zuständige Stelle in Dieckmanns Informationsministerium weitergeleitet wurde. Dass eine solche Seite von den Behörden eine Betriebserlaubnis für das WWW2 erhielt, hatte Robert allerdings in seiner zweimonatigen Arbeitszeit noch nie erlebt. Gestern musste er den Antrag eines dieser unbelehrbaren Blogger bearbeiten. Der deutschstämmige Cyberdissident, der sein Angebot ins WWW2 stellen wollte, war den Behörden kein Unbekannter. Früher hatte er mit dem Weblog „Spiegelfechter“ bereits gegen diverse Gesetze verstoßen und tauchte in der Vergangenheit bereits mit mehreren Angeboten auf der deutschen Sperrliste auf. Damals konnte er sich nur durch die Flucht nach Kuba einer langjährigen Haftstrafe entziehen. Solche Bewerber hatten keine Chance, eine Betriebserlaubnis zu bekommen. Das wusste Robert nur zu gut. Früher hatte Robert selbst einmal das Weblog „Spiegelfechter“ gelesen – aber das war auch, bevor die Internetkriminalität zu einem staatsgefährdenden Problem wurde. Robert wusste damals nicht, was er tat – er war ja noch jung und unerfahren. Über die Gefahr solcher Seiten hatte er erst später aus Medien wie dem SPIEGEL erfahren. Antrag abgelehnt! Robert war müde, er hatte immer wieder diese Träume, die ihn verfolgten. Er wusste nicht weshalb.

Jens Berger


Donnerstag, 19. März 2009

Homo homini Lupus

http://0815-info.de/News-file-article-sid-10486.html


Homo homini Lupus

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Amok: 1994 - 2001 - 2009
Geschrieben von Kuddel am Freitag, 13. März 2009

aktuelle News Der folgende Text stammt aus dem Jahr 2001 und wurde direkt nach Erfurt umgeschrieben, weil er 1994 nach dem Rütli-Schwur als Gedicht schon entstand



Foto: youdontsay.org
E(h)rfur(ch)t

Schon lange steht fest:
es gelten die gebrochenen GeSchwüre
Eskalierende Gewalt
in den Schulen der Nation

von Hartmut Barth-Engelbart*

Auf Wahnsinn folgt Wahnsinn, folgt Wahnsinn. Weder das Waffengesetz, die Videospiele, noch die Schützenvereine sind der Kern des Problems. Diese Problemchen werden eher noch von OberbürgermeisterInnen und Landräten gehätschelt und als eventuelles Hilfspolizeireservoir gepflegt und stärker subventioniert als Jugendzentren und Schulsozialarbeit.

Konsequenz:
Bundesgrenzschutz auf den Campus, Polizeiwachen auf den Schulhof, sponsored by Mc Donalds und Pepsi Cola oder Binding Lager oder Karamalz. Kaum ein Mensch – außer dem sich zurückziehenden Ruppert von Plottnitz vielleicht – fragt jetzt mal öffentlich nach den Ursachen oder weist darauf hin: Wie man in den Wald schießt, so schießts auch wieder raus.

Jetzt geht (wie damals nach Freising) ein Ruck durch die Nation: SchülerInnen müssen wegen der Nestwärme enger zusammenrücken, wo 33 reinpassen, passen auch 35 rein, im Hauruckverfahren werden Schwachstellen in der Auslastung der Lehrkörper und so ungenutzte Zeitguthaben gesucht und gefunden, Einsparpotenziale durch Stellenrücken, Optimierung der Betreuungsdichte bei SozialpädagogInnen und SchulpsychologInnen (Beratung per Internet), Einrücken von Zivilschutzreserven auf die Schulhöfe, und es werden jede Menge Trostpflästerchen und Notverbände herausgerückt, Haushaltstitel werden kurzfristig verrückt und nach Beendigung der Trauerveranstaltungen wieder zurechtgerückt. Und bereits vollzogene oder bevorstehend beschlossene Kürzungen im Bereich der Jugendhilfe, der Jugendsozialarbeit etc. werden schnell übertüncht, getarnt aus der Schusslinie genommen und ins rechte Licht gerückt.

Jahrelang wurde offiziell gegen die »Kuschelpädagogik« gehetzt, die Gegner des Zensurenterrors verteufelt, sozialdarwinistische Ausleseverfahren heilig gesprochen, das Zentralabitur möglichst schon in die vierte Grundschul-Klasse vorverlegt, das Grenzensetzen gepredigt, wo durch kultus-bürokratische Will-Kür und -Plichten, durch Arbeitszeitverlängerung und -verdichtung, durch Stellenkürzung und Paukverplanung längst die dadurch immer enger gezogenen Grenzen LehrerInnen und SchülerInnen strangulieren. Sich für SchülerInnen Zeit nehmen, heißt heute »Zeit verlieren«!! Und wer sich dafür die Zeit stiehlt, der begeht ein Dienstvergehen. Diebstahl auf Kosten der Kollegen und des Staates. Wie sollen SchülerInnen zu Menschen Vertrauen gewinnen, die keine Zeit für sie haben, die nicht zuhören können, die ihnen nichts zu sagen haben, weil sie ihre Probleme gar nicht kennen, die sie sanktionieren, bestrafen, bloßstellen, erniedrigen, von oben herab be- und verurteilen, benoten und noch nicht einmal danach fragen, nicht wissen, was das bewirkt (und das schwerpunktmäßig in den Schulstufen, wo die Pubertätsprobleme nach allen Seiten – und nach innen – ausschlagen), Menschen, die die Folgen ihres Tuns verdrängen oder um sie wissen und es trotzdem tun oder gerade deswegen: Das ist Zucht mit extrem Abhängigen.

Und das ist die Regel, die ganz harmlos wirkende und unauffällige normale Regel. Die mit ihrer vernichtenden Wirkung (noch immer) in jedem Schulwinkel haust. Dieses Regel-Räderwerk wird tradiert, seit Jahrhunderten, nur die alltäglichen Blutspuren sind nicht mehr so alltäglich. Prügelpädagogik mit neuer Fassade: die nichtprügelnde Prügelpädagogik wird nicht gelehrt, sie wird eindressiert, nicht auf den Paukböden schlagender Verbindungen (auch die sind wieder im Kommen!), sondern in den Dressurpaukveranstaltungen der Lehrerausbildung (besser: Pädagogikaustreibung, schulpolitischer Exorzismus) in überfüllten Groß-Seminaren und Vorlesungen – ausgelastet bis zum letzten Notstehplatz, betriebswirtschaftlich durchkalkuliert, hier wird diese nichtprügelnde Prügelpädagogik am LehrerCorps durchexekutiert.

Gibt es eigentlich noch Professoren, die ihre Studenten kennen können? Wann kommt der Anschlag auf den AfE-(uni)turm, das Massaker im IG-Farbenhaus, das Blutbad am Niederurseler Hang? Ich kenne eine Reihe von Studenten verschiedenster Fachrichtungen und verschiedenster Fastabschlüsse, die schon subjektiv vor der Wahl standen: Springen oder Sprengen? Wer kann sie aufhalten? Kann sein, dass die Entscheidung bereits in der kostengünstigeren Großgruppe in der Kindertagesstätte gefallen ist, in der 32er Grundschulklasse (eine 23er ist auch schon viel zu groß) oder an der Türe des Lehrerzimmers, die aufging und eine entnervte Stimme nur etwas gereizt krächzte: »Jetzt habe ich aber gar keine Zeit«. Klar, war ja große Pause und die Arbeitsblätter waren noch nicht kopiert, nicht genügend Bücher für die ganze Klasse und die Koordination noch nicht fertig und zwei Eltern am Telefon und der Kaffee schon kalt. So werden Opfer Täter und Täter Opfer. Und dann Herr Schröder, sind es »faule Säcke«. Wobei der Stoiber das Gleiche denkt, es aber vor der Wahl nicht sagt. Und die Frau Hohlmeier ist eine Wolff im Schafspelz und hat zur Zeit etwas Kreide gefressen aus Solidarität mit dem Lehrkörper. Achtung vor Menschenleben? Schießen unsere Schnellen-Eingreif-Trupps etwa aus Wasserpistolen, werfen unsere Tornados etwa nur Kalorienbomben ab und sind die Raketen an den Tragflächen nur Stukatour am
Märchenhimmel? Hat ein deutscher Leopard heute keine Reißzähne mehr wie vor 60 Jahren der deutsche Tiger? Das alles ist Reality-TV und kein Video-Spiel. Und diese »Mission« politisch abzustellen wäre als aller erster Schritt durchaus nicht »impossible«. Wer diese Real-Gewalt-Videos abstellt, der rettet zigfach mehr als 17 Menschenleben. Und gibt den Youngsters eine andere Orientierung.

Auf Wahnsinn folgt Wahnsinn folgt Wahnsinn: Wie man in den Wald schießt, so schießts auch wieder raus.

Mit leicht getanen Federstrichen ihrer Büttel entscheiden die Kultusbürokraten und Finanzminister, die Kaputtsparer von CDUFDPSPDGRÜNENPDS ...; die Nichtabnehmer der Produkte aus der Ausbildungs-Zuliefer-Industrie, über Biographien, über das Leben (und den Tod, auf Raten mit Drogen oder per Selbstmord, auch auf getunten Rädern) zigtausender SchülerInnen, über Elternschicksale und auch über die Schicksale vieler Täter-Opfer, vieler Lehrer/innen, die es gelernt haben, nicht gegen inhumane Arbeitsbedingungen zu streiken, sondern eher als Vollzugsbeamte nach unten zu treten.


Das folgende Gedicht entstand 1994. Der Autor weiß, wovon er spricht. Er ist selbst Lehrer.

Schulkampf

Der Aufschrei der Leistungsbüttel
hallt durch den Blätterwald
kreischt aus der Röhre
flimmert exotisch
über den Bildschirm

Die Welt geht unter!
5 US-Soldaten und drei Deutsche
sind in Afghanistan gefallen
nach Tausenden von Bomben
fast ein Wunder
nur fünf und drei

Der Aufschrei schrillt
nach Weltbilduntergang
nicht vorne
wo im Irgendwo Exotistan
Nein. Das Schreien gilt
der Nahkampf tobt
ganz nah und alltags
gellend an
der Heimatfront

Aus- und nachgerüstet
mit den schwersten Waffen
Notenbüchern Zeugnisformularen
und Bußgeldtorturnistern

und neuen Wolfsgesetzen
ziehen sie wochentäglich an die Front
Schulkampf

Schulhöfe sind
Selektionsrampen geblieben
die deutsche Industrie Norm
DinA links, zwo, drei, vier
hat sich schon vor der
Schädelformvermessung
als viel zu starr erwiesen
um den Arbeitssklavenmarkt
den weißen, grauen, schwarzen
bedarfsgerecht und passgenau zu füllen

der Kinderkopf als Bildungsziel
betrommelfeuert und behämmert
gedrückt gepresst gerichtet
be- und eingetrichtert
bis er passt

Anforderungsprofile kreischen sich
cd-gesteuert in der Schuldrehbank
durch Fleisch und Blut
durch Bauch und Herz und Hirn
durch Restrückgrad
und Knochenmark

wo gehobelt wird
da fallen Spähne

ohne Handwerk
keine Industrie
das Waffen-High-Tech
braucht das Waffenhandwerk
das Schlachtfeld Schule
braucht den Unteroffizier
den Korpsgeist
und den Standesdünkel
den Fundamentalismus
aus der Mittelschicht

und das Niveau
schulmeisterlicher Hirne
– im Durchschnitt
einmeterneunundsiebzig
plus Ortszulage
über Meeresspiegel-
bestimmt am Horizont
das Ende der
zivilgebombten Erdenscheibe

Der Mittelpunkt des Universums
befindet sich im Zentrum
eines Pausen-Kaffeebechers
bisweilen auch im
Strudel einer Tasse
lauwarmen Hagebuttentees

Das Wohl des Kindes
auf den Lippen
stürzen sich Bataillone
von Durchgreifkommandos
ins Getümmel auf dem
Schulschlachtfeld
nahkampfgeschulte
Einzelkämpfer
zwischen den
Fronten im Niemandsland

aus harmlosen Instrumenten
werden in ihren Händen
mörderische Waffen
sie töten mit Blockflöten
selbst die Gitarre
wird zur Knarre
nur wer sich wehrt und sträubt
wer den Befriedungseinsatz stört
wird angeschossen
wahlweise aus- und
eingeschlossen und betäubt

so gibt es auf dem Schulschlachthof
kein Blutbad mehr und keine Toten
der Schlagstock ist verboten
keine Striemen auf den Pfoten
keine Kopfabnoten

Strafexpeditionen Standgerichte
erwiesen sich als ungeeignet
den Widerstand im Niemandsland
zu brechen

Das Lehrerfreicorps hat gelernt
mit ethisch einwandfreien Federstrichen
den Gegner zu entwaffnen
Entwicklungsstandsberichte
ersetzen Standgerichte
Entwicklungshilfsaktionen
statt Strafexpeditionen

Beratung gibt es statt Verhöre
statt Spionage Hausbesuche
Arrest wird zum sozialen Training
und Straf- und Zwangsarbeit
zum Förderkurs

Der Blockwart
wurde schon vor Jahren
zum Kontaktbereichsbeamten
umbenannt gestrichen und
jetzt wieder eingeführt
als Schützenvereins-Ehrenamt
damit die Menschen sichrer leben

Und sage keiner
dass sich an der Front
nichts täte

Alles drängelt zu den Waffen
alle sind sie angetreten
»Rührt euch!« ein Ruck
geht durch die Reihen
und alle haben sich gerührt

Bisweilen kann man
spüren, sehen, hören
wohin uns dieses Rühren
führt

1994
(2001 neu bearbeitet)

Nachbemerkung:

Nach den wieder geltenden Wolfsgesetzen gibt es jetzt zwar keine Ausschlussprämien, auch keine feststehenden Auslesequoten, aber endlich wieder die Kopfabnoten, ohne die der Lehrkörper mit leeren zur Strafe erhobenen Händen dasteht wie bei einer Kapitulation mit weißem Fähnchen, das sich noch fix in den Wind halten lässt.

Doch selbst die erhöhten Eintrittsschwellen gegen erfahrungsgemäß renitenteres und gewaltbereiteres Unterschichtenpotenzial kann vor Ausfällen abstiegsgefährdeter Mittel- und Oberschichtsprösslinge nicht schützen. Höchstens überstundenfreie, ungestresste, ausgeglichene, kinderfreundliche, nichtrassistische, nicht nachtragende, untraumatisierte, nicht überqualifizierte und so nicht frustrierte, angemessen hoch bezahlte, menschen- und grundrechtsversierte, sozialpädagogisch durchtrainierte, polizeipsychologisch trainierte, mediationserfahrene, fröhlich gutgelaunte Scharfschützen in transparenten Sandsacknestern auf den Dächern könnten etwas nützen. Aber so etwas können wir uns unmöglich leisten. Bei der aktuellen Haushalts-, Wirtschaftswachstums-, Dow-Jones-, DAX- und Nemax-Lage .... Beim besten Willen nicht, das werden Sie doch verstehen, bei Ihrer Bildung, Ihrem Abschluss ...
Wenn nicht, dann müssen Sie ganz einfach daran glauben.

Geschrieben und umgeschrieben nach Erfurt
aus Ehrfurcht und Trauer um die vieltausend mal 17 Opfer
und aus unendlich mehr Furcht
vor dieser VerGEWALTigungsmaschine



Die Trauerfeiern sind vorbei
pro Jahr ein Sonntag für die Toten
wir ziehen weiter in den Krieg
und geben weiter Noten

© HaBE
* Hartmut Barth-Engelbart ist seit über 40 Jahren in sozialen Brennpunkten Jugend- & Kinderarbeiter, Familienhelfer, Grundschullehrer und Chorleiter, Drogenberater und ehrenamtlicher Bewährungshelfer. Außerdem BR-Vorsitzender und Gewerkschafter, Musiker, Schriftsteller und Kabarettist

Mittwoch, 18. März 2009

Super ! --- Jugendschutz

http://www.radio-utopie.de/2009/03/18/Jugendschutz


Jugendschutz

Autor: bella, Wednesday, 18. March 2009, 13:16

Montag, 16. März 2009

Hallo Microsoft

http://www.fixmbr.de/hallo-microsoft/


Ich war immer ein Fan Eurer Software. Schon als ich das erste Mal Microsoft Office 4.3 unter Windows 3.11 for Workgroups genutzt habe, war ich begeistert. Gut, es war auch ein großer Fortschritt gegenüber GEOS und dem C64. Ich habe Euch immer verteidigt - das ging schon fast in Richtung Selbstverleugnung, wenn man unseren Einsatz hier auf F!XMBR und anderen Publikationen pro Open Source, für die Freiheit allgemein, sieht. Immer und immer wieder geriet ich in die Defensive - wie sollte es auch anders sein, ein Twitter-Rant hier, eine Empfehlung pro Identi.ca dort, dem Open-Source-Gedanken wegen, geschrieben mit dem Windows Live Writer auf einem Windows-System. Ich hatte und habe hier ausschließlich Original-Software von Euch im Schrank stehen. Ihr hattet mir mir auf verschiedenen Publikationen immer einen Fürsprecher - seit diesem Wochenende frage ich mich, ob Euch Eure Kunden wirklich so egal sind, wie es den Anschein hat.

Wie bekannt, hatte ich die Festplatte meines Notebooks zerschossen. Auf dem Rechner war das neue Vista vorinstalliert, es lag keine DVD bei - auf einer so genannten Recovery-Partition schlummern 8 GB Daten und warten auf den Besitzer, wenn der sie denn mal braucht. Tja, bei mir war es dann so weit, nur konnte ich auf die Daten nicht zugreifen. Ich habe von der Partition gebootet und als das Recovery-Programm startete, wurde es mit einem Fehler 00000001×1 beendet und der Rechner startete neu - und versuchte von Partition c:\ zu starten. Das ging natürlich schief, sonst hätte ich die Sicherung nicht gebraucht. Da habe ich also ein noch fast neues Notebook stehen, inkl, des zugehörigen Betriebssystems und beim ersten Crash kann ich das auch teuer bezahlte Betriebssystem nicht mehr nutzen. Das ist eine Unverschämtheit und Dreistigkeit gegenüber Euren zahlenden und treuen Kunden.

Aber gut, ich hatte sowieso vor, den holy crap Vista von der Platte zu schmeißen um wieder auf XP umzusteigen. Dazu hatte mir ein sehr guter Freund eine - selbstverständlich - legale Windows-XP-Lizenz geschenkt. Gesagt, getan, die Windows-CD eingelegt, das Setup-Programm gestartet und als es daran ging, den Key einzugeben staunte ich nicht schlecht, als dieser als falsch erkannt wurde. Es war wohl so, dass die Lizenz eine OEM-Lizenz ist, einem bestimmten PC zugehörig. Tja, und da stand ich hier nun - mit einem Notebook ohne Betriebssystem und fühlte mich als langjähriger Kunde, auf deutsch gesagt, verarscht. Da hat man hier zwei legale Windows-Lizenzen rumliegen und kann sie beide nicht nutzen. Selten habe ich mich über eine Software so geärgert. Da stand hier ein wunderbares Notebook, mein kleines Schätzchen, und Microsoft zwingt mich, obwohl zwei legale Lizenzen vorhanden und nicht auf anderen Systemen im Einsatz, über andere Lösungen nachzudenken wie Ubuntu, OpenSuse oder die Piratenbucht. Das hätte ich nie zu träumen gewagt.

In all den Jahren habe ich immer wieder Original-Software von Euch gekauft und dementsprechend teuer bezahlt. Zuletzt war es mit dem Notebook und dem Vista-Reinfall zusammen das neue Microsoft Office 2007. Ich habe Eure Software genutzt, ich habe sie gerne genutzt - 15 Jahre digitales Leben spiegeln sich bei mir auch in meinen gespeicherten Microsoft-Dateien wieder. Die Zwangsaktivierung von Windows XP war schon grenzwertig und fragwürdig gegenüber Euren Kunden - die Szene hat es nicht wirklich abgehalten, die Software weiter über die bekannten Kanäle zu verteilen. Wenn ich jetzt aber sehe, wie viele unzählige Lizenzen es für ein und dieselbe Software gibt, für Vista, dann kann ich mir nur noch an den Kopf packen. Ihr habt es versaut, nicht nur die Software an sich, Vista ist das Windows Me des neuen Jahrtausend - Ihr habt es Euch mit Euren Kunden verscherzt. Aber so richtig.

Liebes Microsoft, liebe Microsoft-Mitarbeiter, so geht man nicht mit Kunden um. Und seien wir doch mal ehrlich: Ein großer Teil Eures Erfolges beruht darauf, dass man immer und überall Eure Software kopieren konnte. Und ja, ich gebe zu, bevor ich damals Microsoft Office 97 im Original gekauft habe, habe ich es erst einmal ein halbes Jahr lang getestet. Privat wurde Eure Software kopiert und in den Unternehmen wurde sie dann zwangsläufig eingesetzt - so lief das Spiel, so wurde Bill Gates zum reichsten Mann der Welt, ihr zu einem der wertvollsten und einflussreichsten Unternehmen auf diesem Planeten. Bill Gates und Euch sei es gegönnt. Ihr solltet Euch in Zukunft nur gut überlegen, wie Ihr mit Euren Kunden umgehen werdet. Eure Fans sind nach dem kolossalen Vista-Reinfall jetzt schon wieder heiß auf Windows 7 - versaut es nicht schon wieder. Es kann nicht sein, dass Ihr aus welchen Gründen auch immer Eure zahlenden Kunden mit Anlauf in den Bobbes tritt. Selbst die Musikbranche lernt gerade, wenn auch sehr langsam, dass man den Weg mit den Kunden nur gemeinsam gehen kann. Es sei Euch einmal ins Stammbuch geschrieben:

Das wichtigste Kapital Eures Unternehmens sind die Kunden. Es ist nicht Eure Software.